Monatsspruch Mai

Weigere dich nicht, dem Bedürftigen Gutes zu tun, wenn deine Hand es vermag.

Sprüche 3, 27

Der Monatsspruch für den Frühlingsmonat Mai ist eine klare Aufforderung: „Weigere dich nicht, dem Bedürftigen Gutes zu tun“. Vielleicht spricht uns dieser Appell im Moment besonders stark an.

Wenn wir auf die Welt schauen, sehen wir, dass Hilfe an allen Ecken und Enden benötigt wird: kriegerische Konflikte an vielen Orten. Seit dem Überfall auf die Ukraine geografisch auch noch sehr dicht an uns, unseren Lebensraum herangerückt. Nicht zu vergessen die teils schon sehr lange dauernden Auseinandersetzungen in Äthiopien, Myanmar, dem Jemen, Syrien, die sich immer weiter verschlechternde Lage in Afghanistan… Die Aufzählung ist noch lange nicht vollständig, viele Krisen rücken auch aus dem Fokus, da andere neu hinzukommen und sie überdecken. Und dann sind da die akut vom Klimawandel bedrohten Länder, von denen viele bereits jetzt zu den ärmsten der Welt gehören: die in der Sahelzone liegenden Länder Tschad, Eritrea, Sudan, Niger, aber auch das in der Karibik liegende Haiti, Bangladesch, die Malediven - um nur einige zu nennen. Im Vergleich dazu geht es uns in Deutschland wirklich gut. Doch wenn wir genauer hinschauen, sehen wir: auch hier gibt es teils große Not. Die Kinderarmut ist seit Jahren auf einem hohen Niveau von 20% - trotz langen Jahren sehr guter wirtschaftlicher Entwicklung ist dieser Wert konstant geblieben. Es ist eine erschreckende Zahl: 2,8 Millionen Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren sind von Armut bedroht. Dieses Problem betrifft nicht nur die ganz Jungen, sondern auch die Älteren unter uns: fast ein Fünftel der über 65-jährigen sind von Altersarmut betroffen. Und auch in unserem Land spürt man die Folgen des Klimawandels, wenn wir an die verheerende Flut an der Ahr denken. Dort sind anderthalb Jahre nach der Flut immer noch viele Gebäude unbewohnbar, die Schäden noch lange nicht beseitigt, von den psychischen Folgen für die Betroffenen nicht zu sprechen. Diese Vielzahl von Bedürftigkeit kann dazu führen, dass wir uns überwältigt und überfordert fühlen. Allen können wir nicht helfen – wie soll man sich entscheiden? Kann mein vermeintlich kleiner Beitrag etwas bewirken? Und: bin ich überhaupt in der Lage, etwas „Gutes zu tun“?

Der zweite Teil des Monatsspruchs kann uns dabei helfen, denn es heißt dort: „wenn deine Hand es vermag“. Ich kann also genau hinschauen und entscheiden, was in meinen Möglichkeiten liegt. Gutes tun, kann unterschiedliche Facetten haben. Einige von uns können Zeit oder Arbeitskraft zur Verfügung stellen, andere vielleicht Geld. Dabei ist kein Beitrag zu klein. Selbst wenn ich lediglich ein Paket Nudeln oder eine Dose Eintopf in die Spendenkiste für die Tafel lege: damit habe ich einem anderen Menschen den Teil einer Mahlzeit ermöglicht. Und das macht für diesen Menschen einen großen Unterschied. Selbst wenn ich aufgrund von Berufstätigkeit und Familie nur ab und zu meine Zeit zur Verfügung stellen kann: auch ein kleiner Gefallen hilft dem- oder derjenigen, der ihn gerade empfängt. Vielleicht ermutige oder motiviere ich sogar andere durch mein Beispiel, ebenfalls etwas von ihrer Kraft zur Verfügung zu stellen, um zu helfen. Auf diese Weise könnten aus einer einzelnen Tat viele Beiträge werden, die vielen Menschen helfen. Wenn ich jedoch in meiner aktuellen Lebenssituation nicht helfen kann, darf ich „Nein“ sagen, auch das ist mit diesem Spruch gemeint.

Und daher gefällt mir der aktuelle Monatsspruch so gut: er ruft zur Unterstützung und Hilfsbereitschaft auf, ermutigt jedoch auch dazu, dabei Maß zu halten und auf sich selbst zu achten.

 

Martina Ahlenstiel, Kirchengemeinderätin

 

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