Ansgarspiegel

Unser aktueller Gemeindebriefe zum Herunterladen.

nach oben

Monatsspruch September

Bin ich nur ein Gott, der nahe ist, spricht der HERR, und nicht auch ein Gott, der ferne ist?

Jeremia 23, 23


Manchmal, in Momenten des Bangens, der Besorgnis oder auch besonderer, oft von Erleichterung oder freudiger Überraschung geprägter Dankbarkeit, kommt bei mir Gott ins Spiel. Via Stoßgebet nehme ich Verbindung auf, empfinde den Gedanken, das Ritual eines inneren Zwiegesprächs als naheliegend und vertraut. Gott ist zu solchen Gelegenheiten besonders leicht erreichbar, bietet gewissermaßen Seelenheil zum Ortstarif.

Ohnehin lebt Gott bei uns allen in der Nachbarschaft. Das sehen wir an den kirchlichen Gebäuden und an dem Leben, das sie ausfüllt. Viele freundliche Menschen mit Herz und Verstand, haupt- und ehrenamtlich, bieten jedem, der es braucht und sich dafür öffnet, Halt, Rat, Tat und Inspiration. Ein schön gestalteter Gottesdienst, eine packende Predigt, das gemeinsame Lachen nach einer gelungenen Chorprobe, das selbstgemalte Bild, das das Kind aus der kirchlichen Kita mitbringt, ein seelsorgerisches Gespräch, eine fröhliche Trauung sind nur einige Beispiele.

Und auch nach einem Schicksalsschlag hat Gott, je nach Perspektive, ein offenes Ohr oder offene Arme: Er empfängt das Klagen über den Schmerz ebenso wie er das Leben nach dem Tod verheißt.

Das alles ist vielen von uns vertraut und bedarfsgerecht verfügbar. Darin steckt für mich Nähe und Ferne gleichermaßen. Denn: Gott drängt sich nicht auf. Er ist da. Auf vielfältige Weise. Aber: wir haben die Wahl – manche leben eine enge Bindung zu Gott, viele mögen es lieber etwas lockerer, gelegentlicher und entritualisierter und einige bleiben ganz entschlossen auf Distanz zu kirchlichen Begriffen und Institutionen – leben ihren Alltag aber, oft unbewusst, weitgehend ausgerichtet an Werten, die wir Christen seit Moses und Jesus eng mit Gott verbinden. Ich glaube: Jeder Weg ist OK.

Gott ist zudem herrlich (sic!) unbestimmt. Er ist allumfassend, hat das Große Ganze im Blick und in den Händen. So eine Vorstellung schenkt mir Entlastung. Ja, ich weiß, ich habe Verantwortung für mich selbst und meine Mitmenschen und auch die Natur, die uns alle umgibt. Aber Gott wirkt als eine ebenso flüchtige wie mächtige Instanz im Irgendwo und Überall, die weiter sieht und länger besteht als ich. Und da Gott in allen lebt, die an ihn glauben, gibt es auf der ganzen Welt Christenmenschen, die zwar räumlich weit enfernt, mir aber im Hoffen und Tun verbunden sind.

Gott kümmert sich und hat außerdem noch erdumspannend seine Küm- merer. Dies geht mir im positiven Sinne nahe – und lässt mir Kapazität für unbekümmerte Momente. Wie schön!

Der „Gott, der nahe ist“ steht für mich vor allem für Vertrauen, Liebe, Trost und Wärme. Im „Gott der Ferne“ sehe ich Freiheit, Weite, Offenheit, Raum. In anderen Worten: Die ruhige Schulter zum Anlehnen und der ermutigende Klaps auf den Rücken: Genau diese Kombination macht einen guten Vater (unser im Himmel) aus.

 

Ihr Kirchengemeinderat Thomas Kegat

 

nach oben